Die Geschichte Queichheims in ausführlicherer Form 

(Nach Lehmann: Geschichte von Landau i. d. Pfalz)

Die Frühgeschichte unseres Dorfes Queichheim liegt im Dunkeln, zumal uns keine Spatenfunde mit Sicherheit Aufschlüsse aus der ersten Zeit der Siedlung geben können. Wir müssen die Entstehung Queichheims für die Zeit zwischen 450 und 600 n. Chr. annehmen, in der, wie der bekannte pfälzische Heimatforscher Professor Christmann aus Kaiserslautern darlegt, fast alle Dörfer, die auf -heim enden, entstanden sind. Nach dem Zusammenbruch der Römerherrschaft im Jahre 405 zog sich die römisch-keltisch-germanische Bevölkerung nach Westen zurück, und in den unbewohnten Raum drangen vom Osten Alemannen und vom Norden und Westen Franken ein. Der Frankenkönig Chlodwig besiegte in einer großen Schlacht die Alemannen, und diese mussten den Franken das Land überlassen. Die Franken nun waren ein Volk, das sehr sippenverbunden blieb und seine Siedlungen nach Sippenvorständen benannte. So wird aller Wahrscheinlichkeit nach das heutige Queichheim von einem Franken namens Cogich, Cogin oder Cogo gegründet worden sein, da in alten Handschriften der Abtei Weißenburg aus dem 7. Jahrhundert stets von einem Cogichheim oder Cogisheim die Rede ist. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit war mit dieser Bezeichnung das heutige Queichheim gemeint. Funde von Steinsärgen die beim Aushub der Baugrube für die heutige evangelische Kirche im Jahr 1769 gemacht wurden, lassen auf eine Besiedlung in der Merowingerzeit (7.-8. Jahrhundert) schließen. Später mag sich der obengenannte Name, der den Bewohnern ohne Bedeutung war, in Queichheim (Dorf an der Queich) umgewandelt haben. In der ersten Urkunde wird berichtet von der Schenkung der bei Queichheim gelegenen Daumühlen durch den Bischoff Guntram von Speyer an das Kloster Hördt. Hundert Jahre später hatte ein Diether von Queichheim im Ort eine Burg. Damals gehörte das im Entstehen begriffene Landau zur Pfarrei Queichheim, 1274 erhielt Landau von Kaiser Rudolf I. die  die Rechte einer "Freien Reichsstadt", außerdem stand man ihr die Erlaubnis, einen Wochenmarkt abzuhalten, zu.

100 Jahre Dorf und Stadtteil Queichheim

von Walter Schuberth

Wer durch Queichheim fährt, meint wahrscheinlich, dass Landau und Queichheim schon immer zusammengehören. Dem ist nicht so. Queichheim war vor 100 Jahren eine selbstständige Gemeinde mit eigener Verwaltung. Das blieb so bis 1937.

Schaut man einen Plan aus dem Jahre 1893 an, so fällt die räumliche Trennung von der Stadt Landau auf. Zwischen der protestantischen Kirche und der Eisenbahnbrücke standen auf der nördlichen Seite der Hauptstraße nur ganz wenige Häuser. Von Rupprechtstraße, Peterstraße und Schneiderstraße wusste man noch nichts. Der Friedhof lag am Rande des Dorfes. Die geschlossene Bebauung auf der Südseite der Hauptstraße erstreckte sich bis zur Birnbaumstraße. Nach Osten war die Hauptstraße auf beiden Seiten etwa bis dorthin bebaut, wo von der Hauptstraße heute die Straße „Am Geisberg“ abzweigt. Herwartgasse, Kuhgasse (heute: Zum Queichanger), Hintergasse, Gänsegasse, Pfarrgasse, Birnbaumstraße (nur der Teil südlich der Hauptstraße), Kraftgasse und Schmiedgasse waren schon vor 100 Jahren vorhanden. Zwischen Queichheim und Mörlheim gab es eine große Lücke. Die heutige protestantische Kirche war damals Simultankirche für Katholiken und Protestanten. Das Schulhaus stand seit dem Jahre 1882. An öffentlichen Gebäuden gab es nur die protestantische Kirche und das Schulhaus. Katholische Kirche, evangelischer Kindergarten, Elisabethenstift, Turnhalle, Jugendwerk St. Josef und Paulusstift waren noch nicht erbaut. Das ist die Ausgangslage, wie sie sich für das Jahr 1892 darstellt. Was geschah während der Zeit, als Queichheim selbständiges Dorf war? Im Jahre 1900 wurde die Spar- und Darlehnskasse mit 23 Mitgliedern gegründet. Das war der Anfang der Raiffeisenkasse. 1904 erwarb Prälat Bussereau die in Konkurs gegangene Queichheimer Glaswarenfabrik und die danebenliegende Mörlheimer Mühle. Auf den beiden Grundstücken wurde 1905 das Paulusstift errichtet. In den Jahren 1904 - 1905 erfolgte der Bau des Kinderheims St. Elisabeth. Drei Mallersdorfer Schwestern zogen 1905 in dieses Haus ein. Es diente als Kinderschule und als Heim für Waisenkinder. 1909 wurde die Wasserleitung gebaut. Der Gemeinderat erteilte der Fa. Saalfeld in Landau für deren Angebot in Höhe von 33 214,70 Mark den Auftrag mit der Auflage, dass zu den Grundarbeiten vorzugsweise einheimische Arbeiter zu beschäftigen sind. Die Wassergebühren waren festgesetzt: 30 Pfennig für jeden angefangenen Kubikmeter Wasser, dazu eine jährlich zu entrichtende Grundgebühr von 3 Mark. Im Jahre 1910 hatte der katholische Fürsorgeverein für die Diözese Speyer ein Heim gegründet, um gefährdeten jungen Menschen caritativ-erzieherisch zu helfen. Aus diesem Heim entwickelte sich das Jugendwerk St. Josef, auch Landeserziehungsheim genannt. Am ersten Advent 1910 konnte der evangelische Kindergarten eingeweiht werden. Dort befindet sich heute das Anwesen Hauptstraße 166. Der Bau wurde von der Fa. Ecker Söhne in Landau für 9 000 Mark ausgeführt. Das Jahr 1912 brachte die Pflasterung der Hauptstraße und der Gänsegasse. Die Arbeiten wurden durch die Gebrüder Loran in Queichheim ausgeführt. Ab 1921 brannte in Queichheim elektrisches Licht. 1926 erhielten die Turner ihre Turnhalle. Im gleichen Jahr bekamen die Katholiken ihre Kirche. Jetzt hatte jede Konfession ihr eigenes Gotteshaus. Damit war das Simultaneum beendet. Während der Zeit, als Queichheim ein selbständiges Dorf war, hat sich also allerhand getan. Ein verschlafenes Nest war es nicht. Mit Wirkung vom 1. April 1937 wurde die Gemeinde Queichheim durch Erlass des Reichsstatthalters von Bayern in die Stadt Landau eingegliedert. Queichheim war nun ein Stadtteil von Landau. Mit dem 1.4.1937 übernahm die Stadt Landau die Verwaltung von Queichheim, ließ aber zur bürgernahen Abwicklung der Geschäfte das Gemeindebüro in Queichheim bestehen. Bei der Eingemeindung wurde auch die Queichheimer Feuerwehr dem Landauer Kommando unterstellt. Die Queichheimer Dorffeuerwehr zählte 126 Mann, die des Landeserziehungsheimes 48 Mann. Die Queichheimer Wehr war mit völlig veraltetem Gerät ausgerüstet. Schlagkräftiger war die Wehr des Landeserziehungsheimes, die schon seit 1930 über eine Backe-Motorspritze verfügte. Queichheim gab mit der Eingemeindung seine Selbständigkeit auf. Die Bürger waren nicht mehr Herr im eigenen Haus. Aber es gab auch Vorteile. Queichheim profitierte vom modernen Stand der Landauer Feuerwehr. Mancher Straßenbau oder mancher Bau von öffentlichen Gebäuden hätte, wäre Queichheim auf sich gestellt geblieben, nicht in diesem Ausmaß durchgeführt werden können. Aus heutiger Sicht wird man wohl sagen können, dass die Vorteile überwiegen. Übrigens: Auch ohne Eingemeindung nach Landau wäre Queichheim heute ohne Standesamt. Im Zuge der Verwaltungsreform von 1972 wäre Queichheim der Verbandsgemeinde Herxheim zugeschlagen worden. Am 4.6.1945 wurde Queichheim durch Erlass des französischen Militärgouverneurs wieder selbständig. Queichheim erhielt Verwaltung und Standesamt zurück. Die Ausgliederung wurde jedoch am 10. Dezember 1945 rückgängig gemacht. So war Queichheim erneut Stadtteil von Landau und ist es bis heute geblieben. Das Gemeindebüro nannte sich ab 1972 Ortsverwaltung, ab 1979 Büro des Ortsvorstehers. Man kann nicht sagen, dass Queichheim in Landau aufgegangen wäre. Eine gewisse Selbständigkeit blieb trotz Eingemeindung erhalten. Es gibt weiterhin in Queichheim einen Ortsbeirat , bestehend aus Queichheimer Bürgern. Sie müssen gehört werden bei baulichen Maßnahmen (Parkplätze, Straßen, Wirtschaftswege, Turnhalle, Schule, Friedhof, Neubaugebiete), die Queichheim betreffen. Der Ortsvorsteher hat bei der Stadtverwaltung Landau ein gewichtiges Wort mitzureden. 

Was ist in den letzten Jahrzehnten in Queichheim geschehen? 

1959 wurden Turm und Dach der evangelischen Kirche instandgesetzt. 1965 wurde das Karl-Trauthwein-Haus im Breiten Weg eingeweiht. Pfarrer Trauthwein hatte in seinem Testament der Pfarrgemeinde 56 000 DM für den Bau dieses Heimes vermacht. Zu diesem Grundstock kamen Zuschüsse der Diözese, der Bezirksregierung, der Stadt Landau, sowie Spendengelder der Pfarrgemeinde. Nun reichte das Geld zum Bau des katholischen Pfarrheims. Bis 1968 fand die Kerwe auf dem Platz gegenüber dem Schulhaus statt, wo jetzt die Zweigstelle der Sparkasse Landau steht. Seit 1969 ist der Platz vor der Turnhalle Kirchweihplatz. Die Zweigstelle der Sparkasse, damals ein einstöckiges Gebäude, wurde 1970 bezogen. In diesem Haus waren auch Ortsverwaltung und Stadtbücherei untergebracht. Am 12. März 1990 wurde die neue Zweigstelle der Sparkasse eröffnet. Das bestehende Gebäude war aufgestockt worden, um mehr Platz für Sparkasse, Ortsverwaltung und Stadtbücherei zu schaffen. Im Jahr 1970 wurde der Kinderspielplatz hinter dem Sparkassengebäude hergerichtet. Er wurde aber nicht so recht von den Kindern angenommen, vermutlich weil zu wenig Spielmöglichkeiten dort bestanden. Die Eltern werden auch Bedenken gehabt haben, ihre Kinder dorthin zu schicken, weil der Platz von umliegenden Häusern nicht einzusehen war. Deshalb wurde dieser Spielplatz aufgegeben und ein neuer Spielplatz nördlich des Sportgeländes in Dienst gestellt. Dieser neue Spielplatz wird von den Queichheimer Kindern angenommen. Dort sieht man auch Kinder aus anderen Stadtteilen. Der Spielplatz hat einen Grillplatz für Veranstaltungen und einen Tischtennisplatz für die Jugend. Die Protestanten erhielten 1974 neben dem Sparkassengebäude einen neuen Kindergarten und ein Gemeindehaus. Im Juli 1985 brannte die protestantische Kirche. Die Brandstifter wurden nie ermittelt. In viel Eigenarbeit der Gemeindemitglieder wurde das Gotteshaus wieder hergerichtet. Vor 100 Jahren war das Dorf bäuerlich geprägt. Für das Jahr 1892 ist die Zahl der bäuerlichen Betriebe zwar nicht bekannt. Man weiß aber, dass laut Steuerliste im Jahr 1882 hier 88 selbständige Bauern mit Viehhaltung lebten. 1892 wird es nicht viel anders gewesen sein. Im Jahre 1967 gab es in Queichheim noch 21 bäuerliche Vollerwerbsstellen. 1991 waren es nur noch neun, davon waren zwei reine Winzerbetriebe, drei waren gemischt (Landwirtschaft und Weinbau), vier betrieben nur Landwirtschaft. Hier ist ein Wandel in der Erwerbsstruktur, weg von der Landwirtschaft, festzustellen. In der Viehzucht wird das noch deutlicher. Standen im Jahr 1967 noch 20 Pferde und 347 (!) Stück Rindvieh (Ochsen, Kühe, Kälber) in den Ställen, waren es 1991 nur noch 12 Pferde, und zwar 9 Pferde, die als Reitpferde dienten, und 3 Stuten, die zur Zucht gehalten wurden. In der Landwirtschaft wurde im vorigen Jahr überhaupt kein Pferd mehr verwendet. In Queichheim gibt es heute kein einziges Stück Rindvieh mehr. So ändern sich die Zeiten. Die Einwohnerzahl stieg an. Vor 100 Jahren hatte Queichheim 1 194 Einwohner. Zählte man im Jahr 1900 noch 1 370 Einwohner, so waren es 1925 schon 2 199 Einwohner und 1991 gar 3 049 Einwohner, davon 40 Zöglinge im Jugendwerk St. Josef und 120 Bewohner im Paulusstift. Viele Bahnarbeiter ließen sich in Queichheim nieder. Als im Jahre 1923 die Deutsche Reichsbahn passiven Widerstand gegen die Reparationspolitik der Franzosen leistete, wurden allein 93 Queichheimer Eisenbahner ins Rechtsrheinische ausgewiesen. Bis zum 2. Weltkrieg wurde die Baulücke zwischen Birnbaumstraße und Eisenbahnbrücke geschlossen. Einige Häuser in Richtung Mörlheim wurden der Hauptstraße entlang dazugebaut. So hatte Queichheim den Charakter eines Straßendorfes mit der Hauptstraße als Achse, von der die Seitenstraßen abzweigten. Die einzige Parallelstraße zur Hauptstraße war damals die Hintergasse. Nach dem 2. Weltkrieg kamen weitere Neubaugebiete dazu. Queichheim wuchs in die Breite. Es nähert sich mehr und mehr der Form eines langgestreckten Rechtecks. Die evangelische Kirche und der Friedhof, 1892 am Rand der geschlossenen Bebauung gelegen, sind in die Mitte gerückt. Zweigstelle der Sparkasse mit Ortsverwaltung und Bücherei, Friedhof, evangelische Kirche, katholische Kirche und Schulhaus bilden heute das Zentrum. Sie liegen ziemlich in der Mitte zwischen Wilhelm-Wüst-Straße und Nikolaus-Moll-Straße. In der Hauptstraße wird man im Jahr 1892 nur selten ein Auto gesehen haben. Erst 1886 fuhr ja der erste Daimler-Benz in Mannheim. Im Lauf der Jahre, besonders nach der Währungsreform 1948, wurde der Autoverkehr immer stärker. Im Jahre 1960 erhielt die Hauptstraße eine Asphaltdecke. Sie musste 1965, 1973 und zuletzt 1988 erneuert werden. So abgefahren war sie jedes Mal. Etwa ab 1980 hatte der Verkehr fast unerträgliche Ausmaße angenommen. Er war manchmal so stark, dass ein Fußgänger Mühe hatte, von einer Straßenseite auf die andere zu kommen. Die Bürger atmeten auf, als die Südumgehung 1988 dem Verkehr übergeben werden konnte. 100 Jahre, das ist nur eine kurze Zeit. Es ist die Spanne von drei Generationen. Was hat sich doch alles verändert! Aus einem Dorf mit 1194 Einwohnern ist ein Stadtteil mit 3049 Einwohnern geworden. Queichheim ist mit Landau zusammengewachsen. Das Leben wurde angenehmer (Wasserleitung, elektrisches Licht, Radio, Fernseher), aber auch gefährlicher (Autoverkehr). Große Freude kam bei den Queichheimern auf, als die Südumgehung gebaut war und das Dorfgemeinschaftshaus fertig gestellt wurde . 

Quellenangabe: Archiv der Stadt Landau Auskunft des Einwohnermeldeamtes Festschrift 50 Jahre kath. Pfarrkirche Queichheim Festschrift 425 Jahre prot. Kirchengemeinde Queichheim Festschrift 125 Jahre Freiwillige Feuerwehr Landau